Mehr als Worte auf Papier. Nature Writing verbindet die Kraft der Natur mit dem kreativen Schreiben. Entdecke meine persönliche Reise, praktische Methoden und wie scheinbar unscheinbare Wildkräuter zur Inspirationsquelle und zum Kraftspender werden.
Mit Jenny Zuber vom Krautfidel Wildkräuterkongress habe ich über gesprochen. Am 18. Juli 2025 kannst du kostenlos für 24 Stunden unser Interview online ansehen. Keine Zeit. Melde dich trotzdem an. Für einen kleinen Obolus kannst du dir das Kongresspaket sichern.
Inhalt
Was ist Nature Writing eigentlich?
Nature Writing ist eine literarische Tradition, die ihre Wurzeln im genauen Beobachten und liebevollen Beschreiben der Natur hat. Ursprünglich haben bereits kräuterkundige Menschen und Naturforscher so über ihre Entdeckungen geschrieben. Doch für mich ist Nature Writing noch viel mehr. Es bedeutet, verbindend, reflektierend, ja fast schon meditativ über die eigenen Naturbeobachtungen, Empfindungen und Erlebnisse draußen zu schreiben. Dieses Schreiben muss keinem Wettbewerb standhalten, muss nicht „perfekt“ oder öffentlich werden – im Zentrum steht der kreative Prozess und die Freude am schöpferischen Schreiben.
Die Praxis? Sie ist ganz einfach: Mit Schreibimpulsen etwa einem Spaziergang, einer Pflanze oder einer kleinen Sinnesübung findest du Inspiration. Jeder Text wird einzigartig, weil er authentisch aus deinen Eindrücken entsteht. Ob daraus eine poetische Zeile, eine Geschichte oder ein sinniger Tagebucheintrag wird, spielt dabei keine Rolle. Entscheidend ist: Das Tun entschleunigt, erfüllt und schenkt dir Erdung und Reflektion. Nature Writing ist eine Einladung an dich, dich selbst und die Natur neu kennenzulernen.
Kann das wirklich jeder im Alltag ausprobieren?
Ja, Nature Writing ist für jeden möglich und erfordert keinerlei Vorerfahrung. Entscheidend: Du schaufelst dir ganz bewusst einen festen Termin in deinem Kalender frei, ähnlich wie einen wichtigen Arztbesuch oder ein Business-Meeting. Es reichen oft schon zehn Minuten täglich – zum Beispiel nachmittags, wenn du ein Energietief hast, oder früh am Morgen, um den Tag kreativ zu begrüßen.
Suche dir einen stillen Platz – die Terrasse, ein Park, der Balkon oder einfach ein Fensterplatz mit Blick ins Grüne. Vielleicht nimmst du einen Notizblock und einen Stift mit, setzt dich hin und beginnst, ganz intuitiv zu schreiben, so bist du schnell im berühmten „Schreibflow“. Dann fließen die Gedanken, oft ganz ohne, dass du merkst, was für neue Ideen und Sätze entstehen. Wichtig: Es geht nicht um Perfektion, sondern um Freude, Exploration und das bewusste Runterfahren des eigenen Gedankenkarussells.
Wie überliste ich den inneren Kritiker beim Schreiben?
Insbesondere Anfänger kennen das: Kaum sitzt man vor dem leeren Blatt, meldet sich die innere Stimme: „Das kannst du doch nicht so schreiben!“ oder „Das ist nicht originell genug!“. Meine wichtigste Empfehlung: Lass diesen Kritiker vor der Tür. Es geht beim Nature Writing nicht um den perfekten Text, sondern um den Prozess, um Bewegung, um Freude. Die Erwartungen an dich selbst dürfen und sollen runtergeschraubt werden.
Hilfreich ist dafür das sogenannte „freie assoziative Schreiben“. Stelle dir einen Timer auf fünf Minuten, nimm einen Block und einen Stift (gerne klassisch, weil Handschrift den kreativen Bereich im Gehirn besonders stimuliert), und schreibe einfach los. Selbst wenn dir nichts einfällt, schreibe genau das auf: „Mir fällt gerade nichts ein…“ und führe diesen Gedanken fort. Die Hand bleibt in Bewegung. So kommst du Schritt für Schritt immer mehr in deinen natürlichen Schreibfluss – und oft entstehen überraschende, authentische Texte. Übrigens: Je öfter du das übst, desto leichter und flüssiger wird das Schreiben.
Gibt es Kräuter, die meine Kreativität fördern?
Die Kraft der Kräuter begleitet mich schon mein ganzes Leben. Aufgewachsen auf einem Kräuterhof, habe ich immer wieder erfahren: Pflanzen haben ihre je eigene, oft erstaunliche Wirkung, auch auf unseren Geist. Gerade beim Schreiben sind kleine Rituale mit Kräutern wahre Schatzkisten für die Kreativität.
Ein paar meiner liebsten Begleiter:
- Pfefferminze: Als Tee oder Duft kurbelt sie den Geist an und bringt Inspiration zurück, wenn du in einem Kreativloch steckst.
- Rosmarin: Er belebt, fördert die Konzentration und ist mein Favorit fürs Räuchern am Schreibtisch.
- Zitronenmelisse und Lavendel: Sie entspannen wunderbar, wenn du eher mal einen Gang runterschalten musst.
Was ich dir mitgeben will: Spüre hinein, was du gerade brauchst und was dir in diesem Moment guttut. Achtsamkeit mit dir und der Pflanze sind zentral. Je nach Tagesform und Verfassung kann der Alltagsbegleiter wechseln.
Gibt es Rituale, die den Einstieg ins Nature Writing erleichtern?
Rituale sind meine Verbündeten, um ins Schreiben zu kommen. Koche dir einen bestimmten Kräutertee, entzünde ein Räucherstövchen, bereite dir deinen Platz liebevoll vor. Wähle ein Kraut, das dich spontan anspricht, und nimm es zum Anlass für deinen Text. Die Minze für Frische im Kopf, einen Hauch Lavendel zur Entspannung oder den Rosmarin, um ein Schreibprojekt zu stemmen.
Vielleicht legst du auch eine kleine Pflanze auf den Tisch, holst einen Blattzweig aus dem Park, oder versuchst, die Pflanze zu zeichnen, zu betasten, ihren Duft einzuatmen. All deine Sinne kannst du einbeziehen. Manche meiner Schreibkursteilnehmer:innen suchen sich für jeden Tag bewusst eine andere Pflanze aus und schauen, was für Assoziationen oder Geschichten dadurch entstehen. So sind Inspiration und Wiederholung miteinander verbunden und kleine Auszeiten werden zu festen, freudvollen Gewohnheiten.
Kann ich auch Wildpflanzen als kreative Begleiter nutzen?
Absolut. Wildkräuter begegnen uns in ihrer Schlichtheit und Kraft oft ganz unscheinbar – und können dabei richtige Kreativitätspusher sein. Drei meiner Lieblingspflanzen dafür möchte ich dir vorstellen:
- Brennnessel: Sie steht für Energie pur. Ob als Tee oder auf das Räucherstövchen gelegt – die Brennnessel hilft, aus kreativen Tiefs herauszukommen.
- Löwenzahn: Die gelbe Blüte (später die Pusteblume) kennt jedes Kind. Sie steht für Durchbruch und Aktivierung, hilft, alte Gedankenkreise zu durchbrechen und Raum für Neues zu schaffen. Ein Löwenzahnwurzeltee kann nicht nur deine Leber stärken, sondern auch kreative Blockaden lösen.
- Schafgarbe: Ich liebe sie wegen ihres würzigen Aromas. Sie ist das „Visionskraut“, öffnet den Geist und schafft neue Perspektiven. Beim Räuchern oder als Tee stärkt sie dich innerlich und schenkt Durchhaltevermögen beim Schreiben. Gerade, wenn du an größeren Ideen tüftelst, ist sie wertvoll.
Diese Pflanzen wachsen fast überall, ein kurzer Gang in die nächste Wiese reicht. Der Umgang mit ihnen eröffnet dir neue Ebenen der Beobachtung und Verbindung.
Was bringt mir das Nature Writing für meine persönliche Entwicklung?
Nature Writing ist weit mehr als ein netter Zeitvertreib. Es ist eine Einladung zur Selbstreflexion, zur achtsamen Selbstwahrnehmung und Selbstliebe auf einer ganz praktischen Ebene. Schon fünf bis zehn Minuten regelmäßiges Schreiben draußen oder mit Pflanzen bringen Entschleunigung und Klarheit, helfen, Stress abzubauen, und schaffen eine unglaubliche Verbindung zu deinen Gefühlen und Gedanken.
Ich setze Nature Writing mittlerweile auch in der Gesundheitsprävention ein. Warum funktioniert das so gut? Du arbeitest gleichzeitig mit Körper, Geist und allen Sinnen – riechst, schmeckst, fühlst, beobachtest, schreibst, denkst. Wenn du dich (wieder) auf dich und das Draußen einlässt, wirst du schnell merken, dass du gelassener, zufriedener und inspirierter durch den Alltag gehst.
Muss ich zum Schreiben ein „Talent“ haben?
Ein klares Nein! Jede und jeder von uns ist von Geburt an kreativ. Dieses Potenzial ist schon da, aber unsere Gesellschaft, unser Schulsystem und berufliche Routinen legen uns oft nahe, wir müssten „begabt“ oder besonders originell sein. Lass diesen Mythos los! Schreiben ist ein Handwerk, das jeder lernen und für sich nutzen kann – wie ein Tischler, der aus Holz einen Tisch baut.
Je mehr du schreibst, desto besser und selbstverständlicher wird es. Und je mehr du dich schreibend auf die Natur und dich selbst einlässt, desto stärker wird auch deine Verbindung zum Grünen. Dein Text muss nicht öffentlich sein, er muss niemandem gefallen wichtig ist, dass er dir Freude macht und dir dient.
Wenn du Unterstützung brauchst, schließe dich einer Schreibgruppe an, besuche einen Workshop oder entdecke Online-Angebote. Der Austausch kann helfen, dir neue Impulse zu geben, aber im Mittelpunkt steht immer dein ganz persönlicher Prozess.
Welche schnellen Tipps hast du zum Start?
Hier meine wichtigsten Empfehlungen für deinen schnellen Einstieg ins kreative Schreiben mit der Natur:
- Zeitmanagement: Blockiere dir gezielt 5 bis 10 Minuten täglich nur fürs Schreiben – am besten immer zur gleichen Uhrzeit.
- Stift & Papier: Handschrift bringt tiefe Kopplung zu deinem kreativen Denken. Probiere verschiedene Stifte und Papierarten aus und finde deinen Lieblingsbegleiter.
- Ort: Ob draußen oder am Fenster – Hauptsache, du hast Sicht oder Kontakt zum Grünen.
- Schreibimpuls: Starte mit einer einfachen Frage wie „Was empfinde ich gerade beim Blick auf diese Pflanze?“ Oder beginne einfach mit dem, was dir als Erstes in den Sinn kommt.
- Perfektion? Nein danke! Lass den inneren Kritiker los, schreibe frei, stoppe nicht, korrigiere später, wenn überhaupt.
- Kleine Rituale: Kräutertee, Räucherstövchen oder ein Grünglück, solch kleine Handlungen verankern die Schreibzeit fest in deinem Alltag.
- Neugier: Freue dich jeden Tag auf das Unerwartete, was beim Schreiben auftaucht.
Was macht das Schreiben in Verbindung mit der Natur so besonders?
Schreiben in und mit der Natur ist doppelter Gewinn: Du ordnest deine Gedanken, nimmst deine Gefühle wahr und setzt sie kreativ um. Gleichzeitig spürst du, wie ein Spaziergang oder ein kurzer Moment im Grünen Ideen öffnet, Blockaden löst und dich mental stärkt. Nature Writing ist ein kraftvolles Instrument, das all deine Sinne anspricht, viel mehr als ein reines Kopfkino oder monotones Tagebuchschreiben.
Das Beste: Schon nach wenigen Tagen kannst du vielfache Veränderungen beobachten. Das Schriftbild wird flüssiger, die Ideen zahlreicher, die Zeit vergeht wie im Flug und du bist mehr bei dir selbst angekommen.
Nature Writing ist Lebenskunst, eine Kombination aus Achtsamkeit, Genuss und Kreativität. Es schenkt dir Glück, inneren Frieden und frischen Wind für jede Alltagssituation. Alles, was du brauchst, ist schon da: in dir, in der Natur und in deiner Lust am Ausprobieren. Wage den Sprung aufs Papier – und lass dich überraschen, wie Schreibtinte und Kräuterkraft dein Leben bereichern!
Wie kann ich weiter eintauchen?
Wenn dich Nature Writing fasziniert, hast du zahlreiche Möglichkeiten, noch tiefer einzusteigen. Ich biete auf meinem Kräuterhof am Wörthersee Live-Workshops und Schreibretreats an, inmitten von Wiese und Wald, mit vielen Pflanzen zum Anfassen, Riechen und Verarbeiten. Für alle, denen die Anreise zu weit ist, gibt es meine Workbooks, Online-Kurse, inspirierende Schreibimpulse sowie regelmäßig virtuelle Schreibwerkstätten via Zoom. Der digitale Weg ist einfach, verbindend und flexibel.
Lass uns gemeinsam die Kraft des Nature Writing entdecken – ich freue mich, dich auf deinem kreativen Weg zu begleiten!
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Gönn dir diese kreative Auszeit. Komm zurück zu dir. Die Natur wartet schon.
Wer hier schreibt
Anita Arneitz ist Kräuterpädagogin, Trainerin für kreatives Schreiben und Journalistin. Sie verbindet ihre Leidenschaft für Heilpflanzen mit kreativem Schreiben und gibt ihre Erfahrungen seit 2007 selbstständig in Workshops, Artikeln und Büchern weiter.
Fachgebiete: Kreatives Schreiben, Kräuterpädagogik, Journalismus
Ausbildung: Kräuterpädagogin, Schreibberatung, Digitaljournalismus, Kommunikationswissenschaft
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